Social Bonds als nächste Stufe nachhaltiger Anleihen
Die Welt erlebt gerade einen Paradigmenwechsel. Der Klimawandel und seine potenziellen Folgen zwingen Gesellschaften zum schnellen und radikalen Umdenken. Nachhaltiges Handeln ist das Gebot der Stunde. Das gilt auch für Ökonomien und die damit verbunden Wirtschaftsakteure. Nach der industriellen und digitalen Revolution schickt sich nun die nachhaltige Revolution an, wirtschaftliche Entscheidungsprozesse neu auszurichten.
Der Startschuss dafür ist spätestens 2015 gefallen. In diesem Jahr wurden neben dem Pariser Klimaabkommen auch die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs), als neuer globaler Kompass verabschiedet. Auch die Finanzindustrie ist angehalten, diese Transformation aktiv zu begleiten und die Steuerung der Kapitalströme in nachhaltige Investitionen zu unterstützen.
Während sich im Kapitalmarkt bereits Green Bonds als festes Marktsegment zur Refinanzierung ökologischer Projekte etabliert haben, drängen nun verstärkt Soziale Anleihen (Social Bonds) in den Fokus von Anlegern und Emittenten. Diesen Bonds liegt ein breiteres Nachhaltigkeitsverständnis zugrunde, indem vor allem soziale Aspekte von Finanzierungsobjekten in den Vordergrund rücken. So können mit Hilfe Sozialer Anleihen Investitionen gefördert werden, die einen sozio-ökonomischen Nutzen für die Menschen schaffen, wie den Zugang zur Grundversorgung (z.B. sauberes Trinkwasser, Gesundheits- und Schulwesen), bezahlbaren Wohnraum oder Nahrungsmittelsicherheit. Da der Begriff des Sozialen ein sehr weitreichender ist, bedarf es eines einheitlichen Verständnisses über den sozialen Charakter wirtschaftlicher Aktivitäten. Hier bieten sich die SDGs an, die nicht nur die 17 Hauptziele, sondern auch diverse Sub-Ziele formuliert haben, an denen sich Anleger und Emittenten orientieren können. Als methodischer Rahmen für die Strukturierung Sozialer Anleihen dienen die Social Bond Principles (SBP), die einen freiwilligen Standard darstellen, der von Marktteilnehmern kreiert wurde und ständig weiterentwickelt wird. Social Bonds können, wie andere Anleihen auch, in unterschiedlichen Formaten (z.B. besichert/unbesichert) begeben werden. Der Marktanteil dieses jungen Anleihesegments ist noch sehr klein, wächst aber mit zunehmender Dynamik. Waren es zu Beginn eher Entwicklungsbanken, die als Emittenten auftraten, sind es nun zunehmend Geschäftsbanken, die das Potenzial dieser Refinanzierungsform erkennen und nutzen.
Ein Beispiel dafür liefert die Deutsche Kreditbank (DKB), die sich im Kontext von Sustainable Finance als #geldverbesserer versteht. Die DKB gilt bereits als Green Bond Pionier und hat mittlerweile auch drei Social Bonds, im Benchmark-Format oder als Retail-Emission, erfolgreich platziert. Die sozialen Pfandbriefe fußen auf dem Social Bond Programm der Bank und refinanzieren Darlehen aus den Kategorien Soziales Wohnen, Öffentliche Versorgung, Gesundheit & Pflege sowie Bildung & Forschung. Das breit gefasste Framework bietet Investoren damit die Gelegenheit, diverse soziale Ziele zu adressieren.
Mit ihrer jüngsten Transaktion hat die DKB eine weitere Innovation begründet. Der Blue Social Covered Bond (WKN SCB002) war die erste Anleihe weltweit, die das Thema Wasser in den Kontext einer gedeckten Anleihe und eines Social Bonds gestellt hat. Der „blaue“ öffentliche Pfandbrief dient der Refinanzierung von kommunalen Wasser- und Abwasserunternehmen in Deutschland. Die Anleihe kombiniert damit ökologische und soziale Themen, zeigt aber auch, welches nachhaltige Potenzial in öffentlichen Deckungsstöcken schlummern kann. Die Transaktion war überaus erfolgreich. Mit fast einhundert Investoren und einem mehr als vierfach überzeichneten Orderbuch war die Emission der nachhaltige Covered Bond mit der bis dato besten Bid/Cover-Ratio im EUR-Bereich. Dies zeigt das große Investoreninteresse, wenn innovative nachhaltige Ansätze mit dem bewährten Format des Pfandbriefs kombiniert werden. Für die DKB, und damit auch andere potenzielle Emittenten, bieten sich dementsprechend neue Refinanzierungsalternativen und die Möglichkeit, das Geschäftsmodell und die verbrieften Assets um eine nachhaltige Perspektive zu erweitern, die über rein ökologische Aspekte hinausgeht.
Für die DKB spiegelt sich dieses Verständnis auch im Ansatz der „blauen“ Nachhaltigkeit wider, der als Maxime für die Unternehmensstrategie und die weitere nachhaltige Entwicklung der Bank genutzt wird. Auch hier dienen die SDGs als Gerüst, um die Geschäftstätigkeiten der Bank einzelnen Nachhaltigkeitszielen zuzuordnen und die Auswirkungen ermitteln zu können.
Das Themenspektrum der SDGs wird auch die Weiterentwicklung nachhaltiger Anleihen fördern. Social Bonds werden dabei eine wesentliche Rolle spielen. Der vdp und seine Mitgliedsinstitute arbeiten bereits daran, neben dem Grünen Pfandbrief auch einen Standard für Soziale Pfandbriefe zu entwickeln. Damit fördert der Verband die Weiterentwicklung dieses Segments und setzt gleichzeitig neue Maßstäbe für innovative und nachhaltige Produkte.